Von der militärischen Nutzung zur zivilen Luftfahrt

Die militärische Ära (1934-2003): Fast 70 Jahre Luftfahrtgeschichte

Die Geschichte des heutigen Flughafens Memmingen begann bereits 1934 mit ersten Planungs- und Vermessungsarbeiten. Der damalige Oberbürgermeister Heinrich Berndl bat das Reichsluftfahrtministerium um einen stadtnahen Flugplatz. Am 21. Januar 1936 startete der Bau des 300 mal 1.500 Meter großen Militärflugplatzes bei Memmingerberg, und bereits am 18. Oktober 1936 wurde Richtfest gefeiert.

Das "Edelweiß-Geschwader": Um den Jahreswechsel 1936/37 wurden Teile des Kampfgeschwaders 255 "Alpengeschwader" stationiert, das später in Kampfgeschwader 51 "Edelweiß" umbenannt wurde. Zu dieser Zeit kamen Flugzeugtypen wie He 111, Do 17 und Ju 88 zum Einsatz. Memmingen wurde nicht nur für die Zerstörerschule 2 genutzt, sondern auch für die Erprobung neuer Fluggeräte wie dem ersten Düsenjäger Me 262.

Zerstörung und Wiederaufbau: Auch wegen der militärischen Aktivitäten war der Fliegerhorst Memmingen Ziel zahlreicher Bombenangriffe. Am 18. März 1944 erfolgte der erste schwere Bombenangriff, gefolgt von weiteren Attacken am 18. Juli 1944 mit tragischen Verlusten an Menschenleben und materiellen Schäden. Über Monate hinweg war der Fliegerhorst wiederholt Ziel alliierter Angriffe.

Nach dem Krieg erklärten die Amerikaner als Besatzungsmacht das Gelände zum Übungsplatz für militärische Flugzeuge. Der Wiederaufbau der Infrastruktur erfolgte 1955. Von 1959 bis 2003 war der Flughafen Heimatbasis des Jagdbombergeschwaders 34 "Allgäu" der Bundeswehr, das zunächst die F-84F Thunderstreak, ab 1964 die F-104 Starfighter und ab 1987 den Tornado IDS flog. Das Geschwader hatte neben seiner konventionellen Mission auch eine nukleare Aufgabe als Teil der NATO-Abschreckung, bis Atomwaffen 1996 an andere Standorte in Deutschland verlegt wurden.

Die Transformation zum Zivilflughafen (2002-2007)

2002 wurde die Schließung des Militärflugplatzes aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen der Bundeswehr beschlossen. Doch Unternehmen aus der Region hatten sich dafür eingesetzt, den Flughafen für die zivile Luftfahrt weiter zu nutzen.

Am 13. Juni 2002 wurde die Allgäu Airport GmbH & Co. KG gegründet, um eine zivile Nutzung des NATO-Flugplatzes nach dessen Schließung vorzubereiten. Am 31. Juli 2002 wurde der Antrag auf luftrechtliche Änderungsgenehmigung beim Luftamt Südbayern gestellt.

Im Juli 2004 erfolgte die Zulassung unter dem Namen "Regionaler Verkehrsflughafen Allgäu", und die ersten Flüge fanden am 5. August 2004 statt. Die ersten Jahre verliefen jedoch holprig – der erwartete Ansturm blieb trotz Extraflügen für die Hannover Messe 2005 aus, und geplante Linienflüge nach Dortmund und Rostock kamen durch die Insolvenz der Fluggesellschaft Dauair nicht zustande.

Der Durchbruch kam 2007: Mitte 2007 wurden die ersten regulären Linienflüge durch TUIfly aufgenommen, was den großen Durchbruch für den Flughafen bedeutete. Die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air nahm am 07.08.2009 den Flugbetrieb am Flughafen Memmingen auf. Im März 2009 kündigte Ryanair sieben neue Routen ab Memmingen an, ab Mai 2010 bediente Ryanair bereits 14 Routen.

Am 28.06.2012 konnten 5 Jahre Linienflug und 10 Jahre Allgäu Airport gefeiert werden. In dieser Zeit wurden rund 82.000 Flugbewegungen und 3,5 Millionen Passagiere verzeichnet.

Der Unternehmerflughafen: Ein einzigartiges Konzept

Regionale Verankerung als Erfolgsfaktor

Der Flughafen Memmingen wird oft als "Unternehmerflughafen" bezeichnet. Gesellschafter der Flughafen Memmingen GmbH sind private Unternehmer aus der Region (68,8 %) und die Allgäu Airport GmbH & Co. Unternehmen und Unternehmer der Region sind die tragenden Säulen der Flughafen Memmingen GmbH und prägen sie maßgeblich. Diese einzigartige Gesellschaftsstruktur verschafft dem Airport eine hohe Identifikation mit der Region.

Was macht den Unternehmerflughafen besonders?

Im Gegensatz zu staatlich dominierten Flughäfen wird Memmingen mehrheitlich von privaten regionalen Unternehmern getragen. Diese besondere Eigentümerstruktur bringt mehrere Vorteile:

• Regionale Wirtschaftsförderung: Ziel ist es, die Wirtschaftskraft der Region durch Anbindung an den internationalen Luftverkehr zu steigern. So bietet der Flughafen den Tourismusregionen die Chance, neue Quellmärkte zu erschließen. Für die insbesondere mittelständisch und exportorientiert geprägte Wirtschaft im Umfeld ist der Flughafen ein positiver Standortfaktor.
• Unternehmerisches Denken: Die privaten Gesellschafter agieren gewinnorientiert und effizient, was sich in der schlanken Betriebsstruktur widerspiegelt.
• Flexibilität: Seit 2017 ist die Flughafen Memmingen GmbH mit ihrer Tochtergesellschaft ALLgate GmbH für das operative Geschäft zuständig. Diese Struktur ermöglicht schnelle Entscheidungen und Anpassungen an Marktbedürfnisse.

Der Weg zur Profitabilität: 2017 wurde das erste Geschäftsjahr angekündigt, in dem der Flughafen seit Beginn des öffentlichen Betriebs einen Gewinn erwirtschaftete. Dies war ein wichtiger Meilenstein nach anfänglichen Verlusten in den ersten Jahren.

Bedeutung für die Region

Seinem Ruf als Job-Maschine wurde der Airport auch im abgelaufenen Jahr gerecht. Waren zu Jahresbeginn 309 Mitarbeitende beschäftigt, standen am Jahresende 2024 bereits 379 Mitarbeitende auf den Lohn- und Gehaltslisten, darunter 26 Auszubildende und Studenten.

Der Flughafen verpflichtet sich zu verantwortungsbewusstem und nachhaltigem Handeln gegenüber allen Interessensgruppen im Umfeld, um die Akzeptanz in der Region zu erhöhen. Das Green Airport Projekt mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2030 unterstreicht dieses Engagement.

Strategische Bedeutung & Einzugsgebiet

Der Flughafen liegt etwa drei Kilometer östlich von Memmingen bzw. zwei Kilometer von der Autobahnanschlussstelle Memmingen-Ost der A 96 entfernt und ist der höchstgelegene Verkehrsflughafen Deutschlands.

Im Einzugsgebiet des Flughafens leben rund 11,3 Millionen Menschen aus insgesamt vier Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein) innerhalb von zwei Stunden Fahrzeit. Die besondere Lage am Autobahnkreuz A7/A96 und im Zentrum eines attraktiven Einzugsgebiets, das von München bis in die Schweiz und nach Österreich reicht, macht den Airport zu Süddeutschlands bedeutendstem Low-Cost-Airport.

Verkehrsanbindung: Der Allgäu-Airport-Express verbindet den Flughafen mehrmals täglich mit München. Seit Ende 2023 ist der Flughafen mit einer Buslinie überwiegend im Halbstundentakt an den Bahnhof Memmingen angeschlossen. Dort bestehen regelmäßige EuroCity-Verbindungen nach München und Zürich sowie einmal täglich eine Intercity-Verbindung Richtung Ruhrgebiet und Oberstdorf.

Beliebte Flugziele & Airline-Partner

Die beliebtesten Reiseziele ab Memmingen sind: An erster Stelle steht Mallorca, gefolgt von Sofia, Belgrad, Pristina, Tirana, London, Skopje und Rom – alle mit mehr als 100.000 Passagieren im Jahr.

Der Erfolg basiert auf einer stabilen Mischung aus Urlaubszielen und Verbindungen nach Osteuropa. Für Arbeitspendler und Familienbesuche in Pflegeberufen, Hotellerie und Gastronomie ist der Flughafen ein wichtiges Bindeglied zwischen Heimat und Arbeitsplatz. Gerade für Vertreter von Pflegeberufen, Hotellerie und Gastronomie, die in Deutschland dringend gebraucht werden, ist der Airport ein wichtiges Bindeglied zwischen Heimat und Arbeitsplatz.

Hauptfluggesellschaften:

• Ryanair (mit drei in Memmingen stationierten Maschinen)
• Wizz Air (seit 07.08.2009 am Flughafen aktiv)

Über 31.000 Flugbewegungen wurden 2024 verzeichnet – ein Plus von 7,8 Prozent. Linienflüge, die mit einer Steigerung von 15 Prozent überproportional gewachsen sind, tragen den Löwenanteil bei.

Parken am Flughafen Memmingen

Das Passagieraufkommen und der PKW-Verkehr zum Flughafen sowie die Nachfrage nach Parkplätzen sind erheblich gewachsen. Der Flughafen empfiehlt allen Urlaubs- und Geschäftsreisenden, rechtzeitig vorab einen Parkplatz am Allgäu-Airport online zu buchen. Insbesondere zu Ferienzeiten ist die Stellplatzverfügbarkeit stark eingeschränkt.

Für Bringer und Abholer ist die spezielle Parkfläche P1/Kiss & Fly direkt gegenüber dem Terminal reserviert, wo 10 Minuten Parken kostenlos sind.

Infrastruktur & Besonderheiten

Der Flughafen verfügt über eine Betriebsfläche von etwa 200 Hektar und liegt 4,5 km südöstlich der Stadt Memmingen. Im März 2013 erhielt der Flughafen Memmingen vom Luftamt Südbayern den Planfeststellungsbeschluss zum weiteren Ausbau des Flughafens. Am 14.07.2015 wies der Bayerische Verwaltungsgerichtshof alle Klagen gegen die Erweiterung des Flughafens ab, sodass die Planungen für den Ausbau beginnen konnten.

Besonderheiten:

• Höchstgelegener Verkehrsflughafen Deutschlands
• Unkompliziertes Flughafenerlebnis durch kurze Wege und einfache Prozesse sowie ein umfangreiches Angebot zu attraktiven Preisen
• Auch der Bereich der Business Jets, deren Vorteile insbesondere die heimische Wirtschaft zu schätzen weiß, entwickelt sich kontinuierlich mit Verbindungen bis nach Vancouver und Los Angeles
• Ziel: Klimaneutraler Betrieb bis 2030 durch Green Airport Projekt mit Photovoltaik-Ausbau und grünen Energieprojekten

Der Flughafen Memmingen ist eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte: Von einem 1936 erbauten Militärflugplatz über fast 70 Jahre als Fliegerhorst der Wehrmacht und später der Bundeswehr bis hin zur Transformation in einen der am schnellsten wachsenden Zivilflughäfen Deutschlands.

Das Besondere: Als "Unternehmerflughafen" mit mehrheitlich privaten regionalen Gesellschaftern vereint er wirtschaftlichen Erfolg mit regionaler Verankerung. Non-Stop-Verbindungen zu Zielen, die an vielen großen Airports nicht angeboten werden, haben dem Flughafen mittlerweile ein eigenes Profil verschafft. Die einzigartige Kombination aus Low-Cost-Urlaubszielen und wichtigen Verbindungen für Arbeitspendler macht Memmingen zum unverzichtbaren Mobilitätsknotenpunkt für Süddeutschland, die Schweiz und Österreich.

Hier finden Sie auch einen Parkplatzvergleich für den Flughafen Memmingen.